Inzwischen hat es herumgesprochen: Die Entsorgung von Energiesparlampen ist nicht ganz problemlos. Hierzu sind neue Konzept erforderlich, um das Quecksilber, das in diesen Lampen enthalten ist, aus der Umwelt zu halten. Hierzu ein Artikel aud den BNN vom 4. Februar 2011
Karlsruhe verliert seine Vorreiterrolle
Keine Fortsetzung des Pilotprojekts zur Sammlung von Energiesparlampen
Anfang 2009 schwang sich Karlsruhe mit einem Pilotprojekt zum bundesweiten Vorreiter in Sachen Energiesparlampen-Entsorgung auf. Die Firma CCSP (City-Container-Spar-Programm) stellte damals nach eigenen Angaben 150 spezielle Sammelbehälter neben den üblichen Mülltonnen auf. „10 000 Wohneinheiten wurden so versorgt“, sagt Helmut Meinig, Niederlassungsleiter von CCSP in Karlsruhe.
40 000 Energiesparlampen, jeweils mit 0,2 bis 0,5 Milligramm giftigem Quecksilber versetzt, kamen so zusammen. Finanziert hat den Versuch, eine flächendeckende und wohnortnahe Rückgabe zu erreichen, die Firma „Lightcycle“, ein Gemeinschaftunternehmen der deutschen Lampenhersteller. Diese sind nämlich nach dem „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten“, kurz Elektro- und Elektronik-gerätegesetz, dazu verpflichtet, die von ihnen produzierten Lampen auch fachgemäß zu entsorgen. Mitte vergangenen Jahres lief das Projekt nun aus, die Sammelbehälter verschwanden aus den Wohn-gebieten. Nun müssen die Bürger ihre defekten Gasentladungslampen, zu denen neben Energie-sparlampen auch Leuchtstoffröhren zählen, wieder zu den Annahmestellen der Stadt, zu den Stadtwerken oder Geschäften bringen. Die Stadtverwaltung befürwortete das Projekt, dennoch wird es eine Fortsetzung in dieser Art vorerst nicht geben. „Aber ohne die Behälter landen 95 Prozent der Energiesparlampen im Hausmüll“, warnt Meinig.
Die Stadt erfüllt mit ihren 13 Sammelstellen, der Schadstoffannahmestelle und dem Schadstoffmobil die Gesetzesanforderung an öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, teilte das Umweltdezernat mit. „Die Anzahl der Sammelstellen ist unter Berücksichtigung der Bevölkerungsdichte und der sonstigen örtlichen Gegebenheiten festzulegen“, heißt es im Elektro- und Elektronikgerätegestz. Weiter muss die Stadt die Bürger darüber informieren, wo diese Möglichkeiten zur Rückgabe von Gasentladungslampen haben, welchen Beitrag sie damit zur Wiederverwertung von Alt- geräten leisten und welchen Einfluss auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit die enthaltenen Stoffe haben können.
Schadstoffquote im Restmüll ist gering
Bundesweit landen nach Angaben von „Lightcycle“ allerdings 80 Millionen Energie-sparlampen und Leuchtstoffröhren im Hausmüll. Für Karlsruhe geht Meinig davon aus, dass etwa eine Lampe pro Einwohner im Jahr verbraucht wird. „Das Quecksilber einer Lampe ist sicherlich nicht schlimm, aber bei fast 300 000, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, ist es bedenklich“, erklärt Meinig, der der Stadt vom Gesetz her ausreichend Entsorgungsmöglichkeiten bescheinigt. In der Fächerstadt lässt sich die Schadstoffquote im Restmüll – dazu zählt auch das Quecksilber der Energiesparlampen – mit einem Wert von 0,062 Prozent, wie die Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Linken im Gemeinderat antwortete, nur als sehr gering feststellen.
Quecksilber, das dennoch ins Müllheizkraftwerk Mannheim gelangt, wird laut einer Untersuchung der Universität Wien dort durch entsprechende Filtertechniken weitestgehend aufgefangen.
Die am stärksten frequentierten Abgabestellen für Gasentladungslampen sind die der Stadt. Ist dort ein Sammelbehälter voll, wird das zu entsorgende Material in die Wertstoffstationen Maybachstraße und Nordbeckenstraße gebracht. Welcher Lampenhersteller schließlich gesetzlich dazu verpflichtet ist, den vollen Behälter abzuholen, entscheidet die Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR) nach einer mathematischen Formel, der sich nach der Anzahl vom Hersteller in den Verkauf gebrachten Artikel berechnet. Die Stiftung koordiniert auch die Pflichten, die die Elektronik-hersteller nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz gegenüber dem Bundesumweltministerium haben. So mussten die Hersteller 2010 über 19 000 Energie-sparlampen und Leuchtstoffröhren von den Karlsruher Wertstoffstationen abholen.
Obwohl die Stadt zu Beginn des Modellversuchs prüfte, ob dieser auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden könne, sieht es danach nicht mehr aus. Stattdessen würde sich die Stadt wünschen, dass sämtliche Vertreiber der Energiesparlampen diese auch zurücknehmen. Bisher gehen Baumärkte und Elektronikhändler nur vereinzelt eine freiwillige Selbst-verpflichtung ein.
Markus Wasch