Energieerzeugung über Kohle und Atom
Die EnBW weiter auf dem falschen Weg !
BUND und BI ‚Müll und Umwelt‘ fordern: Stilllegung von RDK 7
Nachrüstung von RDK 8 vor Inbetriebnahme auf Stand von Block 9 Mannheim
Mit dem Kauf der EdF- Anteile an der Energie Baden-Württemberg verringern sich nach unserer Ansicht die Chancen auf eine Änderung der falschen Stromerzeugungspolitik, die durch das Festhalten an Großkraftwerken vor allem auf der Basis von Atom und Kohle gekennzeichnet ist, weiter. Eine Änderung könnten die Wahlen am 27. März 2011 ergeben.
Diese Änderung muss es jedoch vor der Inbetriebnahme des neuen Kohlemeilers RDK 8 geben.
RDK 7 wurde in den letzten Jahren nachgerüstet. Es erfüllt jetzt die 23. Bundesimmissionsverordnung (23.BIMSchV). Die dort geforderten Werte entsprechen jedoch nicht dem Stand der Technik. Sie sind viel zu hoch. Beim Erörterungstermin zu RDK 8 wurden diese geltenden gesetzlichen Werte – Dank unseres Zutuns – auf die Hälfte reduziert.
Ein Blick auf die Werte macht dies auch Laien verständlich:
EnBW Vergleich der genehmigten Emissionen RDK7 – RDK8
RDK7 bisher | RDK7 ab 2011 | RDK8 | |
CO | 100 mg/Nm³ | 100 mg/Nm³ | 100 mg/Nm³ |
SO2 | 400 mg/Nm³ | 300 mg/Nm³ | 100 mg/Nm³ |
NOx | 200 mg/Nm³ | 200 mg/Nm³ | 100 mg/Nm³ |
Hg | 0,03 mg/Nm³ | 0,03 mg/Nm³ | |
Dioxine und Furane | 0,1 ng/Nm³ | 1 ng/Nm³ | |
Staub | 50 mg/Nm³ | 20 mg/Nm³ | 10 mg/Nm³ |
Die Werte für SO2 sind dreimal, für NOx und Staub doppelt so hoch. Das ist für Mensch und Natur nicht akzeptabel.
Die Stäube moderner Verbrennungsanlagen sind neben der Kohlendioxidbelastung das Kernproblem aus umweltpolitischer Sicht. Diese Stäube sind, aufgrund der hocheffizienten Verbrennung, meist Feinststäube und damit lungengängig. Dies hat das Genehmigungsverfahren für RDK 8 eindeutig ergeben. Auch das staatliche Gesundheitsamt Karlsruhe hat deshalb gesagt:
Zitat: Frau Dr. Schmid-Adelmann (siehe Protokoll des Erörterungstermins, S. 32):
„Aus unserer Sicht hat bei der Vorbelastung hier in Karlsruhe und ganz Deutschland vor allem die Belastung durch den Feinstaub die größte gesundheitliche Bedeutung – daran führt kein Weg vorbei -, da sowohl Kurzzeit- als auch Langzeiteffekte beschrieben sind und beobachtet werden.
In unserer Stellungnahme zu diesem Verfahren haben wir die Tatsache erwähnt, dass es Schwellenwerte, unterhalb deren eine Wirkung nicht zu erwarten ist, beim Feinstaub nicht gibt, weder im Hinblick auf die Sterblichkeit noch im Hinblick auf die Entstehung von Krankheiten.
Es gibt Schätzungen und Untersuchungen von Professor Wichmann, der der bekannteste Epidemiologe in Deutschland ist. Er hat errechnet, dass in Deutschland letztlich ca. 10 000 bis 19 000 Menschen an Feinstaub versterben. Die Lebenserwartung aller Deutschen sinkt nach seinen Schätzungen wegen der Feinstaubbelastung um neun Monate. Davon gehen allerdings ein bis drei Monate auf das Konto des Dieselsmogs. Das heißt aber auch, dass die Lebenserwartung im Wesentlichen durch die anderen Feinstaubarten reduziert wird … Der Zusammenhang der Feinstaubbelastung mit den Atemwegs-erkrankungen ist auch nachgewiesen.“
Die Emissionsgrenzwerte für RDK 7, die jetzt zum 1.1.2011 genehmigt wurden, sind viel zu hoch. Deshalb fordern wir die Abschaltung von RDK 7, wenn RDK 8 ans Netz geht.
Aber auch RDK 8 ist nicht Stand der Technik. So wurde in Mannheim der Ammoniakwert wesentlich gesenkt. Auch die Werte für Schwermetalle wurden nochmals erheblich niedriger angesetzt. Wir fordern, dass die niederen Werte von Block 9 auch für RDK 8 noch vor Inbetriebnahme umzusetzen bzw. anzustreben sind.
Vergleich der genehmigten Emissionen RDK8 – Mannheim Block 9 (Mnh9)
RDK8 | MNH9 | |
Ammoniak | 10 mg/Nm³ | 1,0 mg/Nm³ |
Cd + Tl | 0,05 mg/Nm³ | 0,004 mg/Nm³ |
Σ übrige Schwermetalle | 0,5 mg/Nm³ | 0,105 mg/Nm³ |
As, Cr6, … | 0,05 mg/Nm³ | 0,022 mg/Nm³ |
Hg | 0,03 mg/Nm³ (kein Wert !)* | 0,03 mg/Nm³ (0,015)* |
Wir fordern die Landespolitiker sowie die Stadträtinnen und Stadträte von Karlsruhe auf, diese Forderungen im Interesse der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger der Region zu unterstützen.
Der Vorstand und Aufsichtsrat der EnBW sollten zudem prüfen, ob sie nicht endlich mit der Abkehr von ihren Megakraftwerken anfangen und die Atomkraftwerke nach dem ausgehandelten Rot-Grün-Kompromiss stilllegen. Die EnBW muss endlich in das Geschäft des Stromsparens einsteigen, um damit Kraftwerkskapazitäten einzusparen. Das wäre doch die richtige Agenda für die Landesregierung.
Wir fordern ferner kleine, dezentrale kraft-wärme-gekoppelte Kraftwerke in den Wohngebieten. Mit dem intensiven Ausbau der regenerativen Energieformen ist endlich zu beginnen und zudem müssen die von ihnen strombelieferten Stadtwerke bei Strom- und Wärmesparmaßnahmen unterstützt werden.
Die Genehmigung zum Bau des Gasturbinenkraftwerkes RDK 6s verfällt 2015. Wir fordern Vorstand, Aufsichtsrat und damit auch indirekt die neue Landesregierung auf, alles zu tun, damit dieses Kraftwerk so schnell als möglich als Grundlastkraftwerk gebaut wird und damit die Umweltsünder Nr.1 = Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden. Ein Gaskraftwerk gibt keine schädlichen Stäube an unsere Atemluft ab. Dann kann RDK 8 nur noch als Reserve dienen.