Einwendungen zum Zementwerk Wössingen

 Unsere Einwendungen zur Verwendung von 100% ‚Ersatzbrennstoffen‘ im Zementwerk Wössingen

An das
Regierungspräsidium Karlsruhe
Referat 54.1

76247 Karlsruhe

Karlsruhe, den 12. März 2013


Betr.: Antrag der Fa. Lafarge auf Erhöhung der Sekundärstoffbrennstoffrate des Zementwerkes Wössingen/Walzbachtal auf 100 % der Gesamtfeuerungswärmeleistung


Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit erhebe ich im Namen der Bürgerinitiative Müll und Umwelt Karlsruhe e.V., für all ihre Einzelmitglieder und für mich selbst im o.g. Verfahren folgende Einwendung:

Der Regierungsbezirk Karlsruhe ist aufgrund sehr hoher Belastung, u.a. durch Kraftwerke, Industrie, Heizungen und Verkehr, seit langem überbelastet.

Das Zementwerk Wössingen trägt bereits heute aufgrund seiner aktuellen Betriebsweise mit 60% Ersatzbrennstoff (Müll) zu dieser Belastung bei.

Trotz bereits ausgewiesener Umweltzonen in der Region ist diese Belastung zu hoch.

Nicht nur die EU- Kommission fordert daher strengere Maßnahmen der lokalen Behörden zur Luftreinhaltung.

Die Firma Lafarge plant nun, die Feuerung des Zementwerks Wössingen auf 100% Ersatzbrennstoffe (Müll) umzustellen.

Aus den eingereichten Unterlagen geht eindeutig hervor, dass der Haupt-Ersatz-Brennstoff Fluff (Lafarge plant 80 bzw. 85% Fluff-Einsatz) besonders hohe Belastungen mit Sb, Pb, Cr, Cu, Mn, Ni, und V aufweist. Aber auch die anderen „Ersatzbrennstoffe“ Altreifen, Industrie-Gummireste, Dachpappe und Tiermehl enthalten nennenswerte Schadstoffanteile.


Das Verbrennen dieser „Brennstoffe“ verursacht erhebliche zusätzliche Emissionen und Immissionen an

–       Stäuben

–       Schwermetallen

–       Dioxinen und Furanen

–       Schwefeldioxid


Da aber selbst die bisherige Betriebsweise den Forderungen der Emissions- und Immissions-Minderung in der Region nicht gerecht wird, können Zusatz- belastungen keinesfalls toleriert werden.

Vielmehr muss gefordert werden, dass die vorhandene Feuerung auf weniger belastende Brennstoffe umgestellt wird. Dies kann nach heutigen Erkennt- nissen nur der Einsatz von Gas  sein.

Um die regionale Belastung durch das Zementwerk zu verdeutlichen, haben wir aus den eingereichten Unterlagen die Immissionsprognose des TÜV Süd näher betrachtet:

Der TÜV Süd errechnete auf Basis des Immissions-Jahreswertes der TA-Luft und der Vorbelastung die Immissionsprognose, bzw. die Immissions-Jahres-Zusatzbelastungen für das Vorhaben.

Die Ausbreitungsrechnungen wurden für die überwiegend aus westlicher, bzw. westsüdwestlicher Richtung, präzise in Richtung Dürrenbüchig, wehenden Winde durchgeführt.

Die grafische Darstellung der Immissions-Jahres-Zusatzbelastungen zeigt eindrucksvoll, dass die Gemeinde Dürrenbüchig Hauptbelastungsgebiet der Region ist.

Für die Schadstoffe NOx, As, Ni, V, NH3, Hg, Cd+Tl, Dioxine + Furane, N ergaben sich Maximalwerte von 3% bis über 7% des Immissions-Jahreswertes der TA-Luft.

Diese Zusatzbelastungen können keinesfalls mehr als „irrelevant“ gewertet werden, zumal die Irrelevanzschwellen der TA Luft jeweils nur für den Einzel-Stoff gilt.

In Dürrenbüchig ergaben sich Überschreitungen für neun Schadstoffe. Es ist naheliegend, dass hier die Kombinationswirkung der einzelnen Stoffe zu berücksichtigen ist. Hinzu kommt, dass die vorhandene Vorbelastung aufgrund der bisherigen Betriebsweise des Zementwerks bereits hoch ist. Es kann nicht richtig sein, dass bei hoher Vorbelastung auch hohe Zusatzbelastungen zulässig sind.

Es sei dahin gestellt, ob die erhebliche Immissions-Belastung in Dürrenbüchig bereits durch den bisherigen Betrieb verursacht wird. Sie zeigt, dass unter dieser Belastung das Wohnen in Dürrenbüchig guten Gewissens auf Dauer nicht zumutbar ist.

Wir beantragen, keinesfalls den erhöhten Einsatz weiterer „Ersatzbrennstoffe“ zu genehmigen. Vielmehr muss die bisherige Genehmigung mit 60% Ersatzbrennstoff widerrufen werden.

Horst Babenhauserheide

1. Vorsitzender

in