Unveröffentlichter Leserbrief zu Zementwerken

Der folgende Leserbrief zu BNN vom 29. Juli 2021 „Wenig Zucker und jede Menge Zweifel“ wurde von der BNN nicht gebracht. In diesem Artikel wurde u.a. über den Besuch eines Zementwerks in Allmendingen im Alb-Donau-Kreis von Annalena Baerbock, gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), berichtet. Auch der SPD-Kanzlerkandidat Scholz im August 2021 ein Zementwerk. Diese Besuche passen in die Strategie der Zementwerke über ihr Kohlendioxidproblem (in Deutschland belegen Zementwerke Platz 4 der Emissionen von CO2; weltweit sind sie mit acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen beteiligt), von ihrem Bombengeschäft als Müllverbrennungsanlagen und Schlackeverwertung für Kohlekraftwerke abzulenken. Siehe dazu der nicht gebrachte Leserbrief in den BNN von Harry Block:

„Die deutsche Zementindustrie ist eine systemrelevante, emissionsmäßig von der Politik überbehütete Industrie, die mit tausenden von MitarbeiterInnen einen Jahresumsatz von mehreren Milliarden Euro erwirtschaftet. Da die Zementindustrie mit fünf Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt ist, war es wohl für eine grüne Bundestagskandidatin angesagt, sich zusammen mit dem Ministerpräsidenten des Musterländles Ba-Wü mal einen ´Musterbetrieb´ anzuschauen, dessen Produktion nach dem BNN-Artikel: „..klima- und ressourcenschonend“ läuft. Es erstaunt nicht nur die beiden im roten Warnoutfit gewandten Grünen, wenn sie vor der für Jahrzehnte hinterlassenen Mondlandschaft des Zementrohstoffabbaus stehen – wie sie auch bei unserem Zementwerk in Wössingen zu besichtigen ist. Der Stromverbrauch der Zementwerke sollte eigentlich durch eine Selbstverpflichtung der Zementindustrie im Jahre 1995, ihren thermischen Energieverbrauch von 1987 bis zum Jahre 2005 um 20 % zu senken, erreicht werden. Dies ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Er steigt, weil durch die verstärkte „Zumahlung“ von Schlacken auch aus unseren Kohlekraftwerken die Laufzeiten der Mühlen in den Zementwerken verlängert werden. Strom und Brennstoffkosten machen rund 50 % der Kosten des Zements aus. Weshalb auch das besichtigte Zementwerk aus Kostengründen auf den grandiosen Einfall von Ersatzbrennstoffen für die teuren Brennstoffe Öl und Kohle kam. Fast alle 50 Zementwerke Deutschlands sind auf 100 % Abfall als Brennstoff umgestellt. Zum Einsatz kommen dabei u.a. FLUFF (Flugfähiger Abfall aus Haus – und Gewerbeabfällen) sowie vor allem Altreifen, Dachpappe und Altöl, Altholz, und alle Arten von Kunststoffabfällen. Das Verbrennen von z.B. Altreifen ist aber kein Recycling. In Deutschland fallen pro Jahr 650.000 Tonnen Altreifen an. Davon werden zurzeit ca. 50 % als Ersatzbrennstoff (EBS) in Zementwerken verwendet. Die übrigen 50 % werden wirklich recycelt und in wiederverwertbare Bestandteile zerlegt: Gummi 67 %, Stahl 19 %, Textil 14 %. Das heißt, die Förderung des Recyclings und der sonstigen stofflichen Verwertung von Reifen oder Kunststoffen wird durch die umweltschädliche ´thermische Verwertung´ = Verbrennung in Zementwerken hintertrieben, egal mit welcher grüner Umweltlyrik man sie verkauft. Dies geschieht dazu in den Zementwerken, die nicht voll umfänglich den Grenzwerten von normalen Müllverbrennungsanlagen (MVAs) unterliegen. Die Zementindustrie, wäre erst dann wirklich umweltfreundlich, wenn sie in einer Übergangszeit auf Erdgas und danach auf grünen Wasserstoff umstellen würde. Gegenwärtig war dieser Wahlkampfbesuch in einer Müllverbrennungsanlage mit angeschlossener Zementherstellung ein Schlag in das Gesicht vieler Bürgerinitiativen und Umweltverbände, die von der Politik die Einsparung der ´grauen Energie´ = Beton im Bau fordern und die sich für die sofortige Übertragung der gesetzlichen Grenzwerte von MVAs auf Zementwerke einsetzen. Wohl nicht beabsichtigt haben die GRÜNEN damit anders als die Umweltschutzorganisationen wie der BUND, ein Signal für das Verbrennen von Haus- und Gewerbemüll, Altreifen und Plastik in Zementwerken gesetzt. Damit wir die natürlichen Grenzen nicht permanent überschreiten, ist ein zentraler Punkt die Umstellung unserer Wirtschaft auf eine Kreislaufproduktion, bei der unterm Strich kein Kohlendioxid mehr ausgestoßen wird. Das verlangt auch von der Zementindustrie ein baldiges Umdenken.“

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